Geschichte

Land- und Gastwirtschaft: Peter Liebhard

Peter Liebhard hat von seinem Vater Franz eine sehr gut dastehende Land- und Gastwirtschaft übernehmen können. Er führte die alte klösterliche Tafernwirtschaft auf dem Anwesen "Zum Pfleger" und betrieb seine sehr ansehnliche Landwirtschaft. Gemeinsam mit seinem Sohn Johann kam er zu dem Entschluß, dass bei dem großen Bedarf an Bier, der durch die vielen Knechte, Mägde und vor allem auch Gäste bei ihnen bestand, die Gründung einer eigenen Brauerei den Besitz sinnvoll erweitern würde. 

1876 Brauereigründer Johann Liebhard

Im Jahr 1876 übernahm der Gründervater der Brauerei Aying, Johann Liebhard, von seinen Eltern das land- und forstwirtschaftliche Anwesen "Zum Pfleger" mit Tafernwirtschaft und Metzgerei, das schon seit ca. 1810 im Besitz der Familie war. Seine Frau Maria, eine Posthalterstochter aus Markt Schwaben, war – wie übrigens alle Frauen aus den Bräugenerationen – bei der Bewirtschaftung die wichtigste Stütze.
In der wirtschaftlichen Hochstimmung in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts nach dem Sieg Deutschlands über Frankreich, reifte in ihm und seinem Vater Peter Liebhard der Entschluss, eine eigene Brauerei zu gründen. Dies war in dieser Zeit nicht so außergewöhnlich, so gab es allein in Bayern um 1880 etwa 6.000 Brauereien. Heute sind davon noch rund 650 in Betrieb.

1877/78 Aufbau der Liebhard'schen Brauerei

1877 begann Johann Liebhard mit dem Bau seiner Brauerei, was eine erhebliche Investition darstellte. Räume für ein Sudhaus, einen Gär- und Lagerkeller und eine Mälzerei mussten errichtet und sämtliche Einrichtungsgegenstände per Bahn antransportiert und dann mit Pferd und Wagen von Sauerlach, dem nächstgelegenen Bahnhof, angefahren werden. Bier brauen konnte man damals übrigens nur im Winter, von Michaeli (29. September) bis Georgi (23. April), wegen der Lagermöglichkeit bei natürlicher Kälte.
Am 2. Februar 1878 war es soweit: Johann Liebhard schrieb in sein Tagebuch: "Von uns das erste Bier ausgeschenkt, sehr gut und alles voll Leut. Michl und Müller von Höhenkirchen solche Räusch, dass sie beim Heimfahren zehnmal umgeworfen." Zu jener Zeit werden auch die ersten Gaststätten außerhalb Ayings gewonnen, einige von diesen zählen noch heute, seit über 130 Jahren, zu unseren Kunden.  

Um 1900 Wichtige technische Entwicklungen

Es war die Zeit des technischen Fortschritts. Der damalige Ayinger Bürgermeister Michael Kometer und Johann Liebhard waren es, die das Projekt einer Lokalbahn vorantrieben. Der Einsatz lohnte sich und die Freude war groß, als am 2. März 1900 um 1.12 Uhr die Postadjunktin Maria Liebhard, spätere Frau Zehentmair, die Depesche entgegennehmen konnte: "Unsere Bahn ist genehmigt".
Am 28. Mai 1904 wurde die erste Probefahrt der neuen Bahn durchgeführt. Die Fahrkarte von Aying nach München kostete damals 43 Pfennig.
Auch dem technischen Fortschritt in der Kommunikation war Johann Liebhard aufgeschlossen: Am 12. Juni 1904 wurde der erste private Telefonanschluss über die Telegraphenanstalt in Aying in seinem Hause eingerichtet; erst 1911 sollte der elektrische Strom kommen.

1904 - 1917 Die Ära August & Maria Zehentmair

Liebhard hatte keine männlichen Erben. 1904 heiratete seine älteste Tochter und Erbin Maria den Landwirts- und Ziegeleibesitzerssohn August Zehentmair aus Perlach. Bald nach der Eheschließung übergab Johann Liebhard den Besitz in Aying an seine Tochter und seinen Schwiegersohn, die den Betrieb engagiert weiterführten. Schon 1910 verstarb der Gründer der Brauerei.
Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges begannen schwere Zeiten für die Familie. August Zehentmair musste in den Krieg ziehen. Seine Frau war mit den kleinen Töchtern Maria, Kreszenz und Annie ganz auf sich gestellt und führte dabei umsichtig den Betrieb durch diese Zeit. Den bayrischen Brauereien wurden seinerzeit nur noch 15 Prozent des üblichen Malzkontingents zugewiesen. Deshalb wurde auch in Aying nur mehr Dünnbier mit 1,5 bis 2% Stammwürze gebraut. 

1918 - 1925 Jahre der Wirtschaftskrise

Nach Ende des Kriegs 1918 kehrte August Zehentmair wieder heim. Die folgenden Jahre der Wirtschaftskrise waren hart. Große Absatzschwierigkeiten aufgrund der schlechten finanziellen Lage der Bauern, den wichtigsten Abnehmern der Brauerei, waren ein schwerer Schlag für den Bräu. Überdies brannte 1921 auch noch das Jacklhaus, das zum Hof der Liebhards gehörte, bis auf die Grundmauern nieder.
August und Maria Zehentmair errichteten an diesem Platz den 1923 fertiggestellten Brauereigasthof Aying, für den sie tief in die Kasse greifen mussten. Die galoppierende Inflation zwang den Bräu einen Kredit aufzunehmen, den er mit Grund und Boden absichern konnte, dessen Rückzahlung ihn aber durch sinkende Bodenpreise und zunehmende Geldentwertung in weitere Schwierigkeiten brachte. Nachdem Zehentmair alle Reserven mobilisiert hatte, konnte die Restschuld getilgt werden.

1926 - 1928 Aufschwung mit Flaschenbier

Nach all den vielen Rückschlägen ging es wieder bergauf. Der technische Fortschritt wurde konsequent auch für die Brauerei genutzt. Seitdem Aying 1911 an den elektrischen Strom angeschlossen worden war, war die Grundvoraussetzung für die Technisierung der Brauerei geschaffen worden.
Bis Mitte der 20er Jahre war nur Fassbier zum Ausschank gekommen. Danach jedoch wurde zunehmend Flaschenbier verlangt, so dass 1926 eine Flaschenwasch- und Füllanlage angeschafft wurde. Der Gärkeller musste erweitert und 1928 ein neues Kühlschiff, mit dem dafür typischen Gebäude, errichtet werden. Durch die zunehmende Beliebtheit der Biere und den Aufkauf sowie Stilllegung benachbarter Brauereien durch Münchener Großbrauereien vergrößerte sich der Kundenkreis und der Bierausstoß konnte beträchtlich gesteigert werden.

1927 - 1932 Ayinger Bier für München

1927 wurde der erste Lastwagen (Fabrikat Hansa-Lloyd) gekauft. Damit war es endlich möglich, das Bier auch über weite Strecken zu befördern, ohne dass es an Qualität verlor. Die Pferdefuhrwerke gehörten zwar nicht ganz der Vergangenheit an aber nun konnte die Bierlieferung in die Landeshauptstadt München beginnen. Allein die Hälfte des Gesamtausstoßes von 10.000 hl im Jahre 1929 wurde in München verkauft. 1930 sind in Aying sogar schon 16.000 Hl gebraut worden.
Der erste "Ayinger" Wirt in München war der Bayrische Hiasl der Familie Tröber und viele weitere folgten, zum Teil mit heute noch bestehenden Beziehungen. 

1933 - 1951 Franz & Maria Kreszenz Inselkammer

Die gute Entwicklung der Brauerei kam durch den Aufschwung des Nationalsozialismus ab 1933 und dem darauffolgenden Weltkrieg zum Erliegen. Ganz unverhofft verstarb August Zehentmair am 5. März 1936 im 56. Lebensjahr, ebenfalls ohne männlichen Erben. Die älteste Tochter Maria Kreszenz und ihr Mann, Guts- und Gasthausbesitzer Franz Inselkammer aus Siegertsbrunn, traten die Nachfolge an. Tatkräftig ging Franz Inselkammer ans Werk. Unterstützt wurde er dabei von seiner Schwägerin Annie Zehentmair, die in seiner 50jährigen Unternehmertätigkeit seine engste und vertrauensvolle Mitarbeiterin war. In den schwierigen Kriegs- und Nachkriegszeiten sank der Ausstoß bis 1951 auf 13.000 hl. In Aying selbst hat es kaum Kriegsschäden gegeben so dass mit dem allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung und dem Einsatz von Franz Inselkammer es schnell wieder aufwärts gehen konnte. Daher stiegen die Ausstoßzahlen sehr stark an und der Bräu konnte sich an einer Vervielfachung der getrunkenen Menge Ayinger Biers erfreuen. 

1953 - 1962 Die Wirtschaftswunder-Jahre

1953 kaufte Franz Inselkammer Senior das Platzlareal in München gegenüber dem Hofbräuhaus. Heute eine Selbstverständlichkeit, damals, in Anbetracht einer immer noch weitgehend zerstörten Stadt, ein mutiger Schritt. Seitdem wird dort das Ayinger Bier ausgeschenkt und die Brauerei konnte einen prominenten Platz mitten im, von den Münchener Brauern eifersüchtig gehüteten, Herzen der Stadt gewinnen. Ayinger erreichte damit eine Sonderstellung unter den Landbrauereien. Auch in die Brauerei wurde gewaltig investiert: Im neu erbauten Sudhaus installierte der Großvater des heutigen Bräu 1957 das weltweit erste Hydroautomatik-Sudwerk der Firma Steinecker. In dem alten Stall wurde eine neue Mälzerei eingerichtet, Gär- und Lagerkeller sowie Füllereimaschinen wurden erneuert. Anfang der 70er Jahre wurde das Ayinger Bräustüberl im großen Stil runderneuert und damit die heute noch sichtbare Erscheinung der beliebten Brauereischwemme in Aying geschaffen.

1963 - 1978 Franz Inselkammer II

Besonders stolz waren Franz und Maria Kreszenz auf ihre drei Söhne Franz, August und Peter. 1963 trat der Älteste, Franz, nach einer fundierten Ausbildung als Diplom-Braumeister in Weihenstephan und Diplom-Kaufmann in das elterliche Unternehmen ein. Traditionsgemäß kümmert er sich seither um die Brauerei. Gustl leitet die Firma Isartaler Holzhaus und Peter Inselkammer ist Herr über das Münchner Platzl mit dem zugehörigen Hotel. Die Brauerei wuchs ständig weiter. 1970 wurden verschiedene Anlagen zu klein und man beschloss, eine neue moderne Abfüllanlage mit Filtration und Versand am Ortsrand zu bauen. 1972 wurde sie mit einer Stundenleistung von 30.000 Flaschen in Betrieb genommen. Mit einem Ausstoß von 160.000 hl erlebte die Brauerei 1978 einen Rekord in der Firmengeschichte und stieg auf Rang 50 unter den knapp 1.000 Brauereien Bayerns auf.

Seit 1978 Franz & Angela Inselkammer

Offenheit gegenüber neuen Ideen und die Anwendung hochwertigster Technik unter Beibehaltung der traditionellen Werte - dafür steht und arbeitet der Bräu Franz Inselkammer gemeinsam mit seiner Frau Angela. Zum 100jährigen Jubiläum der Brauerei im Jahr 1978 präsentierte er u. a. den als Heimatmuseum eingerichteten „Sixthof“ der Öffentlichkeit. Auf der Suche nach einer eigenständigen Wasserversorgung initiierte der Bräu Probebohrungen auf dem Brauereigelände. Heute sprudelt aus 176 Meter Tiefe das kostbare Gut in Mineralwasserqualität. Mit der Eröffnung des Brauereineubaus am 16. Oktober 1999 erfüllte der Ehrenpräsident des Bayerischen Brauerbundes Franz Inselkammer II seinen Lebenstraum. Die neue Brauerei Aying zählt noch heute zu den technisch fortschrittlichsten Brauereien Europas. Die dadurch weiter ausgebaute Bierqualität führte zum Beginn des Exportes der Ayinger Biere in alle Welt. 

1999 Neubau der Brauerei

Wer als mittelständische Brauerei mit den Großbrauereien mithalten will, muss konkurrenzfähig bleiben. Kreativität, Qualität, Regionalität und Innovation – nirgends werden diese Aspekte deutlicher als in der 1999 fertiggestellten neuen Brauerei, mit der Bräu Franz Inselkammer seine Ideale verwirklichte.

Die neue Brauerei Aying ist ein Musterbeispiel, wie Modernität und Tradition eine wegweisende Verbindung eingehen können. Mit unserem ganzheitlichen Konzept der Regionalität haben wir eine wirkungsvolle Antwort auf die wachsende Undurchschaubarkeit der deutschen Brauereilandschaft und deren Produkt Bier gefunden.

Seit 2010 Franz Inselkammer III.

Im Jahr 2010 ist der junge Bräu von Aying, Franz Inselkammer III., in die Unternehmensleitung eingestiegen. Dass der Junior-Bräu die Voraussetzungen für diese verantwortungsvolle Aufgabe mitbringt, liegt ihm nicht nur in den Genen, sondern wird auch durch seinen bisherigen Werdegang belegt: Nach dem Abitur hat er in der Klosterbrauerei Andechs den Beruf des Brauer und Mälzers erlernt und danach Betriebswirtschaft studiert. Franz Inselkammer jun. leitet das Familienunternehmen als 6. Bräu von Aying und legt besonderen Wert auf den Erhalt und die Pflege der authentischen bayerischen Biere und Traditionen. Die Ayinger Privatbrauerei gewinnt weltweit renommierte Preise und Auszeichnungnen, wie "Die beste Brauerei Europas beim European Beer Star", und erfreut sich in der Heimatregion sowie im In- und Ausland wachsender Beliebtheit.